Die Weihnachtsfeiertage werden den Bürgerinnen und Bürger in der Samtgemeinde Nenndorf, und auch den Einsatzkräften der Feuerwehren, lange in Erinnerung bleiben. Durch kräftige Regenfälle auf bereits gesättigte Böden entwickelte sich das stärkste Hochwasser der letzten 25 Jahre.
Im Laufe des 23. Dezembers war klar, dass es zu einem Hochwasser kommen würde. Durch den anhaltenden Regen und die gesättigten Böden stieg der Pegel der Rodenberger Aue an. Es kam zu ersten Ausuferungen. Zudem drückte das Grundwasser, stellenweise auch Abwasser, in viele Keller.
Wenige Tage zuvor hatten die Mitglieder der Feuerwehr An der Aue bereits Sandsäcke vorbereitet, die auf mehrere Paletten verteilt in Ohndorf und Horsten gelagert waren. Vorsichtshalber lieferte das THW noch weitere Paletten mit Sandsäcken an.
Aufgrund der zahlreichen Einsatzstellen in der Samtgemeinde Nenndorf und zur Entlastung der Integrierten Regionalleitstelle Schaumburg/Nienburg in Stadthagen, wurde die „Einsatzleitung Ort“ (ELO) aktiviert. Diese ist bei Großschadenslagen für die Koordinierung der Einsätze auf Gemeindeebene zuständig.
In Ohndorf war der Schwerpunkt der Hochwasserlage. In der Kapellenstraße staute sich ein Graben vor der Unterquerung der Straße auf. Das über die Felder strömende Wasser der Rodenberger Aue konnte nicht mehr abfließen, sodass der Graben die Straße schließlich mehr als 50 cm überflutete.
Mehrere Gebäude wurden mit Sandsäcken geschützt. Inzwischen hatte das THW weitere Sandsäcke angeliefert, sodass insgesamt mehr als 1.500 Sandsäcke in Ohndorf verbaut wurden. Es galt Kellerfenster, Haustüren, Garagen und Zufahrten zu schützen.
Stellenweise setzten wir Pumpen ein, um Gebäude vor eindringendem Wasser zu schützen. Dieses Gelang nicht immer, da auch die Kanalisation ihr Limit erreicht hatte und einfach kein Platz mehr war, das Wasser irgendwo hinzupumpen. Schließlich standen alle Felder und Wiesen ebenfalls unter Wasser.
Für großes Unverständnis sorgte ein Autofahrer, der die Absperrungen umfuhr und meinte, mit seinem Auto noch durch das Hochwasser fahren zu können. Er hat es nicht geschafft und sein Wagen ist im wahrsten Sinne des Wortes „abgesoffen“.
Im Verlauf der Nacht spitzte sich die Lage immer weiter zu. Das Wasser stieg und immer mehr Sandsäcke mussten verteilt werden. mauern wurden eingerissen, um das Wasser besser ablaufen zu lassen.
Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt und Bürgermeister Cord Lattwesen machten sich am Morgen des Heilig Abend persönlich ein Bild von der dramatische Lage. Da das Abwassernetz total überlastet war, richtete die Dorfgemeinschaft in der Alten Schule Ohndorf und der Mehrzweckhalle eine Anlaufstelle ein. Glücklicherweise musste diese nicht von vielen Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden. Die Kanalisation blieb – trotz der großen Belastung – durch unterstützende Maßnahmen größtenteils funktionsfähig.
Viele Kameradinnen und Kameraden waren bereits mehr als 20 Stunden im Einsatz und hatten bis zur Erschöpfung gearbeitet. Nicht nur von der Feuerwehr An der Aue, sondern auch von den anderen Nenndorfer Feuerwehren. Daher kamen Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren Krainhagen und Vehlen (beide Stadt Obernkirchen) als Ablösung nach Ohndorf, um die Einsatzstelle zu übernehmen. Dadurch konnten die örtlichen Einsatzkräfte zuhause nach dem Rechten schauen – manch einer hatte ebenfalls Wasser im Keller – und etwas ruhen.
Abends und in der Nacht waren dann wieder Einsatzkräfte vor Ort, um die Lage im Auge zu behalten. Das Wasser ging relativ schnell zurück, sodass die Einsatzstelle durch die Frühschicht am 25.12.2023 ab 06:00 Uhr zurückgebaut wurde. Anschließend reinigten die Feuerwehrleute die eingesetzten Geräte und stellten die Einsatzbereitschaft wieder her.
Alle freuten sich auf den Rest von Weihnachten. Doch daraus wurde nichts.